Ausgeliefert sein, körperliche Qualen, Verlust der Selbstbestimmung. Ich war höchst überrascht, daß es tatsächlich Leute gab, die auslebten, was bei mir nur Phantasie war. Und sie schienen Spaß daran zu haben. Ich war fasziniert, saß nächtelang vor dem PC und ging über Wochen morgens mit kleinen Augen zur Arbeit.
Irgendwann war der Druck so groß, daß ich eine Kontaktanzeige aufgab. Ich wollte die Chance haben, das alles einmal selbst zu erleben. Ich bekam viele Zuschriften, aber viele davon weckten große Zweifel in mir, ob ich tatsächlich diesen Weg gehen wollte. Nur eine Antwort hob sich heraus und ich las sie immer wieder. Ein mir unbekannter Mann ermutigte mich, einen Versuch zu wagen. Ich nahm Kontakt zu ihm auf. Wir mailten ein paar Mal, telefonierten und dann trafen wir uns. Obwohl auf beiden Seiten Nervosität vorhanden war, verbrachten wir einen netten Abend. Er redete viel und ich hörte aufmerksam zu. Am Ende verabredeten wir uns zu einer ersten Session.
Beklommen betrat ich zum ersten Mal seine Wohnung. Ich wußte nicht, was mich erwartete. Das Schlimmste, das ich mir vorstellte, war, daß er mich fesselte und dann mit meiner Kreditkarte verschwand. Ansonsten hatte ich keine Angst vor ihm. Ich hatte Vertrauen. Er wußte, daß ich keine Erfahrung hatte und ging ganz behutsam vor. Obwohl wir nicht viel ausprobierten, überfluteten mich die neuen Eindrücke. Doch am Ende nahm er mich in den Arm und gab mir Zeit, zur Ruhe zu kommen, bevor ich nach Hause fuhr.
Ich hatte Blut geleckt und es gab jede Woche eine neue Session von wenigen Stunden. Dann folgte ein ganzer Tag. Dann die erste Übernachtung. Ich wollte mehr Zeit mit ihm verbringen, weil ich mich bei ihm gut aufgehoben fühlte. Ich wollte ihm dienen und er war bereit, mich zur Sklavin auszubilden. Erste Regeln wurden aufgestellt. Er sagte, das sei noch nichts Großes und stellte in Aussicht, sie mit der Zeit auszuweiten und mehr zu verlangen. Das machte mir Angst. Würde es irgendwann keine Möglichkeit mehr zum Umkehren geben? Egal, denn ich hatte bei ihm mehr gefunden als meinen Herrn: einen Mann, der mir Wärme gab und mich manchmal auf Händen trug, der mich als Frau wahrnahm und wertschätzte.
Und dann kehrte der Alltag bei uns ein.
Es machte mich stolz, meinem Herrn zur Begrüßung die linke Hand zu küssen und mich ihm anschließend zu unterwerfen. Ich meinte das auch ernst. Aber meine Vorstellung vom "Dienen" war eine andere als seine. Wenn es darum ging, seine Aufgabenstellungen oder Wünsche zu erfüllen, rebellierte mein Inneres. Mal stimmten die Rahmenbedingungen ("Wir sollten vorher noch die Küche aufräumen"), mal Ort ("Nicht im Wohnzimmer") oder Zeit ("Jetzt, wo ich schlafen will, drehst Du auf") nicht. Schnell stellte ich auf Abwehr um. Und das, was mich in der Phantasie zum Orgasmus trieb, förderte in der Realität nur Schmerz und Lustlosigkeit zu Tage. Es kickte einfach nicht.
Ich konnte mich nicht fallen lassen, wie wir uns das beide sicher gewünscht und erhofft hatten. Nach einem Jahr war es mit seiner Geduld vorbei und er beendete unsere Beziehung. Für mich brach eine Welt zusammen. Mit der Zeit sah ich ein, daß ich zu egoistisch gehandelt hatte. Die Befriedigung meiner Bedürfnisse hatte ich in den Vordergrund gestellt. Das ist einer Sklavin unangemessen. Ich habe nicht erkannt, daß Unterwerfung nicht nur Verlust bedeutet sondern auch Gewinn. In meiner Phantasie möchte ich noch immer Sklavin sein, in der Realität eigne ich mich leider nicht dazu.
Er ist noch immer mein Herr für mich! Dankbar bin ich, daß ich weiterhin Anteil an seinem Leben nehmen darf. Wenn ich in seinen Armen liegend mein Kopfkino anschmeißen und mit ihm teilen kann, sind das unglaublich sinnliche Momente. Ich freue mich, daß er gelegentlich noch Dinge bei mir ausprobiert, weil ich fest überzeugt bin, daß er zumindest in Teilbereichen meinen Widerstand brechen kann. Denn ich will ihm gefallen, weil ich ihn liebe!
(Autorin persönlich bekannt)
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AntwortenLöschenFür mein Empfinden drückt sich hier etwas durch, was ich so gar nicht teilen kann, die Vorstellung und das Bild mancher Herren, wie eine perfekte Sklavin zu sein hat. Sie hat zu dienen und ihre Bedürfnisse hinten an zu stellen. Nur dies ist wahre Subission. Aber mal ehrlich, welche Sklavin kann das zu 100%?
Denn es liegt in der Natur des Menschen Bedürfnisse zu haben und diese auch anzustreben, auf welchem Wege auch immer :-). Wenn diese dauerhaft unterdrückt, beziehungsweise hinten angestellt werden sollen, kann es nicht funktionieren?
Stößt der Herr auf Abwehr, kann er dann damit vermutlich nicht umgehen, sieht sich vielleicht selbst angegriffen und als Herr in Frage gestellt? Ein einfachtser Weg wäre dann Flucht, mach ich Schluss, die anderen sind Schuld tschüß.
Zu hinterfragen und nach dem warum zu forschen ist doch zu anstrengend? Falls dies dahinter steht, so kann ich mir vorstellen, es holt ihn oder sie immer wieder ein, bis er oder sie sich der Herrausforderung stellen.
Möchte hier keineswegs Wertungen geben, nur anregen. Auch ist das Thema an sich sehr komplex und aus den paar Zeilen kommt vermutlich nicht die ganze Situation ausreichend rüber. Daher einfach mal nur so ein paar meiner Gedankengänge dazu beitrage.
Vielleicht ist es eine Frage des Gleichgewichtes? Meine bisherige Erfahrung zeigte mir, dass wenn Abwehr aufkommt, das Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen nicht passt oder nicht mehr gegeben ist.
Vielleicht paßt ja auch gerade dieser Herr für Sie nicht? Wie kann man annehmen gleich im ersten Kontakt den passenden Gegenpart zu finden, wo es auch ohne sm nicht einfach ist den passenden Part zu finden?
Ein wenig traurig stimmte mich IHR Urteil über sich selbst, sich nicht zu eignen und grundsätzlich zu egoistisch gewesen zu sein. okay, das kann man anhand der wenigen Informationen aber, wie bereits gesagt, nicht ausreichend einschätzen.
Nicht jedem schmeckt Aufmüpfigkeit. Für andere wiederum ist es eine Herausforderung und macht gerade den Reiz aus, sich diese Person zu unterwerfen. Mich persönlich reizt letzteres viel mehr, wobei es durchaus auch Situationen gibt in denen ich mich ihm freiwillig unterwerfe. Es schwankt sehr stark, je nach gerade vorhandener Stimmung.
Mir persönlich wäre ein Herr der dies unabänderlich und als selbstverständlich einfordert, unglaubwürdig. Dem könnte ich mich auch nicht unterwerfen, geschweige denn mich von ihm unterwerfen lassen.
dark11chen