Samstag, 10. September 2011

Gor vs. BDSM

Was es bedeutet eine georeanische Sklavin (Kajira) zu sein

Ich lese immer wieder, daß sich Frauen als Kajira bezeichnen und/oder nach Gor leben wollen.
Bei vielen bezweifle ich, daß sie sich der Tragweite Ihrer Entscheidung bewußt sind.


Die fiktive Welt mit ihren Strukturen und Riten und der dortigen Form der Sklaverei, ist das, was viele zum goreanischen Lebensstil hinzieht.

Vielleicht kennst Du ja das Kajira -Mantra:

Was bist Du? Ich bin eine Sklavin.

Was ist eine Sklavin? Ein Mädchen, das Eigentum ist.

Warum trägst Du ein Brandzeichen? Um zu zeigen, dass ich Eigentum bin.

Warum trägst Du einen Kragen? Damit Männer wissen, wem ich gehöre.

Was will eine Sklavin mehr als alles andere? Männer erfreuen.

Was bist Du? Eine Sklavin.

Was willst Du mehr als alles andere? Männer erfreuen.


Warum davor warnen, was wir doch so lieben und uns so ersehnen?

Einfach...

Weil ich Euren Horizont erweitern will, wenn Ihr mit verklärtem Blick Euren romantischen Träumereien nachhängt, in denen Ihr Sklavin, gar Kajira sein wollt.

Möchtegern-Sklaven hängen häufig dem Traum nach, in dem sie sich verschönern und herausputzen um dann von Ihren Eigentümern vorgeführt zu werden oder gar von einem "Sklavenorgasmus" zum anderen "gezwungen" zu werden.

Sie denken nicht an Toiletten und Böden, die gereinigt werden müssen, Teller abwaschen, den Müll wegbringen, oder das häufige „Warten“ auf den Herrn, der einem das Alleinsein wegnehmen soll.

Sie träumen von Regeln und Vorschriften, ohne Damenslips zu gehen, ein Korsett, Keuschheitsgürtel oder Knebel zu tragen, oder einen Eigentümer der ihre Kleidung für sie auswählt und sie mit Aufgaben beschäftigt.

Sie denken nicht an die Tatsache, dass es ihnen verboten werden könnte, Tage, Wochen oder Monate zu sprechen, lange Zeit keinen Sex zu haben oder dem Befehl Folge zu leisten, die Lieblingsjeans wegzuwerfen.

Die Vision von endlosen Tagen mit ihrem Herrn, kann eigentlich sehr nett sein. aber wie steht es damit, wenn sie ihre Familie besuchen will und die Antwort ist nein?
Wenn ihr Eigentümer mit Freunden spricht, während sie nicht teilnehmen darf und ruhig an einer Ecke warten muß?
Es kommt ihnen nicht in den Sinne dass ihr Herr entscheiden könnte, dass seinem Vergnügen besser gedient würde, wenn sein Sklave Hobbys oder Freunde aufgäbe.

Tatsache ist, dass die Sklaverei innerhalb der goreanischen Konstruktion absolut ist! Es ist nicht ein Spiel, es ist nicht eine Fantasie und es ist alles andere als leicht!!

Im Unterschied zu den vielen anderen Formen der einvernehmlichen Sklaverei, gibt es in einer goreanischen H/s Beziehung, keine Verträge, kein Vermitteln, keine Listen von Grenzen, und keinen günstigen "Stop" für den Sklaven.

Ein goreanischer Sklave ist in der ganzen Gnade vom Eigentümer abhängig. Das betrifft alle Dinge wie oder was zu Essen ist, wann geschlafen wird, welche Kleidung erlaubt ist und ob, wann und wie die Erlaubis erteilt wird, einem Beruf nachzugehen. Es wird über den Kontakt zu Freunden und Familie bestimmt, eigentlich über das ganze Dasein bis hin zum Toilettengang.

Das bedeutet nicht, dass den meisten goreanischen Sklaven diese Dinge nie erlaubt werden.,
Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass bei den meisten Kajirae die Eigentümer vernünftig sind und ihren Sklaven eine etwas längere Kette erlauben. Aber diese kann jederzeit wieder angezogen werden, wenn es der Eigentümer für richtig hält.

Es ist die Bestimmung einer Kajira ihren Herrn zu erfreuen, NICHT der andere Weg rundherum zufrieden zu sein! Und was der Eigentümer unter „erfreuen“ versteht, kann vielfältig sein.

Wenn die Sklavin unglücklich mit ihrem Herrn ist, hat sie im Gegensatz zu Gor in unserer Gesellschaft die Möglichkeit um Gnade oder Freiheit zu bitten. Wird diese nicht gewährt, bleibt nur der Weg die Entscheidung zu akzeptieren oder seine eigene goreanische Philosophie über Bord zu werfen und dieser den Rücken zu kehren und Vanilla zu werden, das per Gesetz gegebene Recht durchführend, zu gehen.

In der goreanischen Philosophie gibt es nur zwei Arten von Menschen. Freie und Sklaven.
Daher hat ein goreanischer Sklave alle freien Menschen so zu betrachten wie seinen eigenen Herrn und ihnen den gebotenen Respekt entgegenzubringen. Daraus folgt, daß georeanische Sklaven auch alle anderen freien Menschen als Herr oder Herrin anreden, es sei denn, die angeredete Person verzichtet darauf.

Goreanische Sklaven entscheiden nicht darüber ob das richtig oder falsch ist. Sie entscheiden nicht darüber, nach dem Motto: „Ich rede nur meinen Dom so an, sonst niemanden!“.

Wenn der Master eine Kajira an einen anderen Menschen übergibt, der evtl. stinkt oder ansonsten unangenehm für die Kajira ist, wen interessiert das?
Niemanden, denn der Platz einer Kajira ist zu gehorchen und zu dienen, unabhängig von den eigenen Gefühlen. Nur die Eigentümer können entscheiden, wem sie dienen oder nicht, folgen und nachgeben.

Wenn es der Kajira nicht paßt, sind wir wieder bei den bekannten Optionen: Bitten um eine Gnade, folgen oder dieser Lebensführung den Rücken zukehren.

Es ist kein leichter und oft ein beschwerlicher Weg, wenn man wirklich eine „echte“ Kajira nach der goeranischen Philosophie in unserer Gesellschaft sein möchte.
Und es ist oft ein steiniger Weg.

Viele machen sich nicht die Gedanken über die Konsequenz und den Absolutismus, wenn man diesen Weg wählt. Daher kann ich auch mit sog. Freizeit-Kajiras recht wenig anfangen.

Sie wählen den einfacheren Weg und der ist für mich eher BDSM als Gor.


Blog zu dem Thema:
kira{T}

1 Kommentar:

  1. Ich passe bei der nach Gor logischen Konsequenz, durchweg alle "freien" als Herr oder Herrin anzureden. Zumindest in der freien Wildbahn oder in normalen BDSM-Communities.

    Denn es gibt einen kleinen aber feinen Unterschied in der Bewertung dieser Anrede - während bekennende Goreaner und jene, die sich intensiver damit beschäftigt haben diesen Titel als Selbstverständlichkeit und einfache Respektbekundung sehen, legt der Großteil der normalen Herrchen der Szene dann doch deutlich mehr Gehalt in diesen Titel und freut sich ungerechtfertigterweise über ein neues Spielzeug. Auf die dann folgenden Diskussionen verzichte ich dankend *g*

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